Der ESC und ich - Meine größten ESC Momente Teil 18 - Ein Tiefpunkt

2020 war für viele, auch für mich, das dunkelste Kapitel in der Geschichte des ESC.

Aber von vorne:

Nach einem Jahr Pause wollten wir wieder zum ESC in die Niederlande reisen, nachdem Duncan Laurence den Wettbewerb mit "Arcade" gewonnen hatte. Wie jedes Jahr bewarben sich verschiedene Städte um die Ausrichtung des 65. ESC, darunter Maastricht, Amsterdam und andere. Die Wahl fiel schließlich auf Rotterdam, die große Hafenstadt. Leider hatten wir dieses Mal kein Glück bei den Tickets und bekamen weder Karten für das Finale noch für die Halbfinals. Das war wirklich schade, aber was soll man machen.





Karten für bestimmte Proben konnten wir dann aber noch ergattern. Dann kamen die Vorentscheidungssendungen der Länder, und als fast alle Songs feststanden, merkte ich, dass dieser Jahrgang wirklich gut werden würde. Doch es sollte alles anders kommen. Am 18. 3. 2020 war das (wie ich es nenne) Todesdatum, denn der Eurovision Song Contest 2020 wurde zum ersten Mal überhaupt komplett abgesagt. Das Utopische daran war, dass es nicht einmal an Corona lag, wie viele dachten. Doch, liebe Leser, ihr irrt euch. Es ging eigentlich nur ums Geld, wie so oft. Die Versicherung würde der Stadt Rotterdam in einem solchen Fall nicht zahlen. Es ging angeblich um mehrere Millionen Euro. Die einzige Möglichkeit, dass die Versicherung zahlt, wäre gewesen, wenn die Veranstaltung abgesagt wurde.

Somit war COVID-19 nur der Anstoß, der diese Situation ins Rollen gebracht hatte. Wir leben nämlich im Zeitalter der Technik und des Internets. Im Klartext: Ein Wettbewerb wie der ESC, der 2015 noch im Guinness-Buch der Rekorde stand, als die am längsten laufende Fernsehunterhaltungsshow der Welt, hätte 2020 durchaus stattfinden können. Meiner Meinung nach wäre dies in Form von Live-Schaltungen durchaus möglich gewesen. Aufgrund des damaligen Lockdowns hätten die einzelnen Interpreten in ihrem eigenen Land einfach ihr Lied singen können. Eine zweite Idee oder Alternative wäre gewesen, dass die Sängerinnen und Sänger einfach ein Musikvideo aus ihrem Repertoire zeigen. In den späteren Jahren wurde immerhin auch beim Live-Gesang getrickst und gefuscht, sodass man bei einer globalen Pandemie durchaus mal ein Auge zudrücken hätte können. Diese Ideen hatte ich direkt an jenem Tag, als der ESC abgeblasen wurde.

Und dies waren nicht nur Träume eines langjährigen Freundes dieses europäischen Liederwettbewerbs. Es wären realistische Aspekte und Pläne gewesen, über die sich anscheinend niemand der Verantwortlichen Gedanken gemacht hat. Ich war mir durchaus bewusst, dass viele Menschen durch den Coronavirus viele Probleme, Verluste bis hin zu Sterbefällen zu beklagen hatten, doch ich finde gerade in so einer Zeit ist es wichtig, zusammenzustehen und diese Tradition nicht zu brechen.

Klar wie Kloßbrühe war natürlich, dass im Mai 2020 in der Ahoy Arena Rotterdam kein ESC stattgefunden hätte, aber man hätte durchaus in einem kleineren Studio die Moderatoren versammeln und eine Abstimmung mit Siegern zelebrieren können. Alles das wäre 2020 möglich gewesen.



Daði Freyr aus Island führte die Wettquoten 2020 an.

So war Duncan Laurence derjenige, der den Titel am längsten hatte als jeder andere. Einen richtigen Gewinner vom ESC-Jahrgang 2020 gab es nie. Der isländische Sänger Dadi Freyr stand in den Wettquoten auf Platz 1, bis der ESC abgesagt wurde. Bemerkenswert war die russische Gruppe Little Big, die Sängerin aus Azerbaijan Efendi und der Sanremo-Gewinner Diodato.

Diese und viele andere Interpreten wurden auf sogenannten Homekonzerten oder ähnlichen Sendungen im TV und im Internet präsentiert. Dies schaute ich mir alles an, wobei ich immer einen bitteren Beigeschmack dabei hatte. Sicherlich wurden die 41 Songs gewürdigt, indem sie immer wieder gespielt wurden, doch eine richtige ESC-Abstimmung, die das Herz und die Seele eines jeden ESCs sind, gab es nie. Zumindest nicht auf offizieller Weise.

Im September 2020 rief ich den ersten virtuellen ESC hier auf neug-tv.com ins Leben. Damit fand ich meinen Trost. Ich konnte so meiner Kreativität freien Lauf lassen.





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